Regenbogen im Meer

So, ich habe wieder einmal eine KG geschrieben (:
Ich hoffe, sie gefällt euch :P

<3
Sophie

Regenbogen im Meer

Langsam lasse ich meine Beine über die Klippe gleiten, setze mich an ihren Rand. Die untergehende Sonne spiegelt sich im Meer, das hunderte von Metern unter mir beinahe lautlos an den Felsen schlägt. Mit meinen Händen stütze ich mich hinter meinem Rücken ab und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Plötzlich spüre ich Hände, die sich auf meine Schultern legen.

„Pass auf, dass du nicht hinunter fällst!“

Sie umklammern mich sanft, doch ich schüttle sie ab. Er macht sich umsonst Sorgen. Ich weiß, dass ich nicht fallen werde. Sitze ich doch beinahe jeden Abend hier oben. Manchmal mit ihm, manchmal mit meiner Freundin. Und oft alleine.

Ich weiß nicht, was mich so an dieser Stunde, in der die Sonne im Meer versinkt, fasziniert. Ist es das überwältigende Farbenspiel, das sich im Meer zeigt, oder die Vögel, die in schemenhaften schwarzen Schatten am Horizont ihre Runden ziehen? Sind es die Wellen, die schäumend an den Felsen schlagen? Oder ist es eine Mischung aus all diesen wunderbaren Dingen?

Nun scheint auch er keine Angst mehr zu haben, denn er setzt sich neben mich. Sein Arm umschlingt meinen Oberkörper, und ich kuschle mich an ihn. Die Sonne hat nun schon den Horizont berührt, es sieht beinahe so aus, als würde sie von dem Meer aufgesogen werden. Und doch erwacht sie jeden Morgen wieder. Wie ein Phoenix ersteigt sie aus der Nacht, schöner als je zuvor.

Meine Augen fixieren die rot glühende Scheibe. Vor ihr sehe ich die Schatten zweier Möwen, die ihre Kreise über dem Meer ziehen. Sie sind nicht weit weg von mir, und da sie auf uns zufliegen, werden sie immer größer. Gebannt verfolge ich ihren Flug mit meinen Augen. Sie ziehen Kreise in der Luft und umkreisen sich dabei selbst. Eine doppelte Spirale.

Lächelnd hebe ich den Kopf, als das Vogelpärchen über uns hinfort fliegt. Doch bereits nach wenigen Sekunden kehren sie wieder um, steuern nun einen Platz an der Mauer, auf der wir sitzen, an. Vermutlich befindet sich dort ihr Nest. Ein Nest, in dem lauter kleine Möwen sind.

Ich fühle, wie er meinen Arm zu streicheln beginnt, als die Sonne nur mehr halb zu sehen ist. Wie sie verschwindet, so geht auch mit ihr die Wärme verloren. Auf meinem Oberarm breitet sich eine leichte Gänsehaut aus und ich beginne zu frösteln. Noch näher drücke ich mich an ihn, wenn das überhaupt noch möglich ist.

Ich liebe diese Tage, an denen nur wir beide hier sitzen. Sie sind schöner als die, die ich mit meiner Freundin hier verbringe. Schöner als jene, die ich alleine hier sitze. Weil ich mich nur mit ihm vollkommen fühle. Weil er mir alles gibt, was ich brauche. Und er weiß das. Denn auch er braucht mich. Wir sind wie eine Symbiose, einer ist abhängig vom anderen. Was klingt, als wäre es ein schlimmer Fluch, ist für mich Lebendigkeit. Pure Lebensfreude. Wahre Gefühle.

„Ich liebe dich.“

Seine Stimme tönt leise an mein Ohr, als habe er gerade dasselbe gedacht. Glücklich seufze ich. Die Sonne ist nun bereits beinahe ganz verschluckt. Die Dunkelheit wird immer vollkommener. Und doch scheint es, als wolle die Sonne noch ihre letzten Strahlen so intensiv wie nur möglich verteilen. Sie beleuchtet das Meer, welches in allen möglichen Farben schimmert. Blau und Grün, Violett und Gelb. Rot und Orange. Ganz dunkel und sehr hell. Alles ist vorhanden. Wie ein Regenbogen. Ein Regenbogen im Meer.