Montag, 7. November 2011

Die erste Träne - zum Lieben gezwungen [2]

So, und weiter geht's mit dem zweiten Teil der KG ;)
Falls ihr etwas verbessern würdet, fände ich es toll, wenn ihr es als Kommi darunter schreiben würdet :P


<3
Sophie

Übersicht

„Aqila!“
Wie durch Nebel drang eine Stimme zu mir. Ich wollte weiterschlafen, liegen bleiben, wo auch immer ich war. Mein Leben hatte an Sinn verloren. Das Einzige, das mir einen Grund gegeben hatte, weiterzuleben, war mir weggenommen worden. Und ich hatte nichts dagegen machen können. Nichts.
 „Aqila, los, wach auf!“
Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor. Ich hatte sie schon oft gehört. Aber wo? Zögernd versuchte ich, mir ins Gedächtnis zu rufen, was geschehen war, als ich plötzlich von einem Fluss der Erinnerung überströmt wurde. Sahir war weg. Er würde nicht mehr zurück kommen.
Obwohl ich die Augen geschlossen hatte, spürte ich, wie sie sich erneut mit Tränen füllten. Tränen über eine verlorene Liebe, Tränen wegen Betrugs, Verrats und Verleumdung.
 „Aqila, nun mach schon! Ich weiß, dass du wach bist!“
Ja, das wusste ich auch. Ich hatte nicht aufwachen wollen. Wollte wieder abgleiten in eine Welt ohne Bewusstsein. Also bemühte ich mich, langsam und regelmäßig zu atmen, um den Eindruck zu erwecken, ich sei wieder eingeschlafen. Doch ohne Erfolg.
„Schluss damit! Steh sofort auf!“
Ich glaubte, erahnen zu können, wie sich die Besitzerin der Stimme sichtlich darum bemühte, mich nicht hochzureißen und anzuschreien. Aber es war mir egal.
„Kind, die Hochzeit!!“
Hochzeit – bei diesem Wort setzte bei mir jede Vernunft aus. Es erinnerte mich nur an unschöne Dinge. Wobei ‚unschön‘ noch sehr, sehr nett ausgedrückt war. Es war ein Wort voller Hass, Demütigung, Leid und Frust für mich. So mancher würde wohl denken, im einundzwanzigsten Jahrhundert gab es so etwas nicht. Keine Zwangsehen, jeder durfte für sich selbst entscheiden. Tja, schön wäre es.
In mir brach eine Wut aus, schlimmer, als je zuvor. Und diese brachte mich zum Platzen. Zornig raste ich in die Höhe.
Mein Atem ging zwar etwas zu schnell, meine Hände waren zu Fäusten geballt und in meine Stirn schienen Zornesfalten gemeißelt zu sein, doch ich hatte mich so weit unter Kontrolle, nicht auf die Frau, die dieses demütigende Wort gesagt hatte, loszugehen.
Um mich abzulenken, blickte ich mich um. Meine Decke war aufgeschlagen und überdeckte nicht mehr länger meinen nur in helle Tücher gehüllten Körper.
Verwirrt bedeckte ich meine Beine wieder und es gelang mir, meinen Blick nach oben zu richten. Vor mir stand eine aufgelöste und wütende Hausangestellte, Abda. Sie war für mich verantwortlich. Eigentlich mochte ich sie, da sie meist nett und durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen war. Doch jetzt bebten ihre kleinen Arme neben ihrem rundlichen Körper. Auch ihr Gesicht war verzerrt. Die sonst strahlenden Augen wurden durch die Fältchen neben ihnen fast erdrückt und so wurde ihnen die wütende Wirkung etwas genommen. Auch ihre Füße bebten leicht und sie sah mich zornig an.
„Wirst du jetzt wohl endlich aufstehen?! Ich rufe schon die ganze Zeit, und ich bin mir sicher, du hast es die ganze Zeit gehört. Du hast deinem Vater schon genug Ärger bereitet, also sieh zu, dass du dich wascht, damit ich dich für die Hochzeit einkleiden kann!“
Hochzeit. Schon wieder dieses Wort. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Wie ich es hasste. Jeder normale Mensch verband damit Glück, eine Familie aufbauen zu können, möglicherweise Kinder zu bekommen und gemeinsam mit dem geliebten Ehepartner im Alter sterben. Doch für mich war es anders. Es war ein Zwang, eine Verpflichtung. Das Ende. War man einmal verheiratet, gab es keinen Weg zurück. Dann gab es kein Entkommen. Keinen Ausweg, den ich so herbeisehnte. Keine Liebe, nach der ich lechzte. Keinen Sahir, nachdem ich mich sehnte.
Gar nichts. Nur die endlose Leere einer gezwungenen Ehe. 

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