Sonntag, 6. November 2011

Die erste Träne - zum Lieben gezwungen [1]

So, wie versprochen beginne ich nun, meine KG online zu stellen. 
Ich hoffe, es gefällt euch :P


<3 
Sophie


Die erste Träne – zum Lieben gezwungen


Eine Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange. Hinterließ eine salzige Spur auf ihr. Ich versuchte gar nicht erst, sie wegzublinzeln, es hätte keinen Sinn. Jeder wusste, wie die Tatsachen standen, es hatte keinen Sinn mehr, sie zu verleugnen. Was ich auch nicht wollte.
Auch aus seinen Augen stahl sich eine Träne. Feucht und glänzend glitt sie über sein Gesicht. Ein Zwinkern, und noch eine löste sich.
Wie ich ihn liebte. Wie sehr es schmerzte, ihn weinen zu sehen. Ihn traurig zu sehen. Nichts dagegen machen zu können. Doch am meisten schmerzte es, ihn zu verlassen. Oder besser gesagt, von ihm verlassen zu werden.
Bloß, weil er anscheinend nicht gut genug für mich war. Aber er war gut - besser als jeder andere, den ich kannte. Doch das war nur meine Meinung. Und meine Meinung zählte nicht. Noch nicht. Ich sehnte den Tag herbei, an dem sich alles ändern würde, den Tag, an dem mein Vater in das Reich der ewigen Ruhe eintreten und ich frei sein würde. Ich weiß, es gehörte es sich nicht, dem eigenen Vater den Tod zu wünschen, aber ich wusste nicht mehr weiter.
Doch noch lebte er und hatte somit volle Gewalt über mich. Durfte alles bestimmen. Alles. In meinem ganzen gefangenen Leben.
Und so wollte er mir den Umgang mit Sahir verbieten. Er konnte das, durfte das und setzte es auch um.
Wir standen uns gegenüber, er und ich, mein Vater zu meiner Rechten, der andere auf meiner anderen Seite. Kabil war ok, er konnte ja nichts dafür. Doch ich liebte Sahir. Und er liebte mich. Doch wir wurden getrennt, in dieser Stunde. Es war wie in einem Film. Einer Tragödie, wie ich sie zu oft gesehen hatte.
"Ich liebe dich. Für immer." Seine Worte.
"Ich liebe dich auch. Verlass mich nicht, bleib bei mir!" Meine Worte.
Noch ein letztes Mal zog ich ihn an mich und in unserem Abschiedskuss verschmolzen unsere Tränen zu einer einzigen, die eine salzige Spur auf unserer beiden Wangen hinterließ. Sehnsüchtig drängte ich mich an ihn, in dem Wissen, dass ich es nie wieder tun könnte. Seine starken Arme drückten unsere Körper noch fester aneinander. Als uns die Mitarbeiter meines Vaters grob trennten, endete der Kuss in einem Schluchzen. Meinerseits. Sahir beherrschte sich, doch in seinen Augen sah ich, dass er am liebsten zusammengebrochen wäre. Reinste Trauer und Verlust spiegelten sich in seinen mit Tränen gefüllten Augen, in die ich wehmütig blickte. Ein letztes Mal.
„Es tut mir so leid.“


Dann wurde er weggebracht, aus unserem Land verwiesen. Dem Land meines Vaters. Dieser war reich, sehr reich. Ich als seine Tochter ebenfalls. Und Sahir stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Nichts für mich. Kabil war auch Sohn eines Mannes, der viel Vermögen besaß. Das schien der richtige Umgang für mich zu sein, meinte zumindest mein Vater.
Langsam wurde Sahir zum Ausgang geführt. Jeder seiner Schritte, den er unfreiwillig von mir wegtat war wie ein Stich in mein Herz. Ich konnte fühlen, wie es blutete. Konnte sehen, wie Sahirs zerteilt wurde. Wie eine Hälfte davon bei mir zurück blieb.
Schließlich war er am Torbogen angelangt und drehte sich noch einmal zu mir um. Die Verzweiflung darüber, nichts tun zu können, um bei mir zu bleiben, in seine Augen zu sehen, riss mein Herz endgültig auseinander. Und es sah so aus, als würde der Teil, der noch nicht vollkommen zerstört war, auf Sahir zufliegen. Als ein Geschenk, das ihm niemand mehr wegnehmen konnte. Niemals.


Als Sahir das Tor durchquerte, schrie alles in mir, ihm nachzulaufen. Doch ich konnte nicht. Und als mir das vollends bewusst wurde, umnebelte mich eine willkommene Schwärze und ich sackte zusammen.

1 Kommentar:

  1. hey :)
    schönen blog hast du! bin gleich mal leserin geworden!

    vll hast du ja lust auch mal bei mir vorbei zu schauen?! würde mich sehr freuen :)
    www.lebensgefuehle.blogspot.com

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