Dienstag, 8. November 2011

Die erste Träne - zum Lieben gezwungen [3]

Und der dritte Teil ist da ;)
Er ist ein bisschen kürzer, aber ich finde die Stelle so schön für einen Bruch^^


<3
Sophie

Übersicht

Bevor Abda zu einem weiteren Versuch kam, mich zum Aufstehen zu bewegen, streckte ich meine Beine durch und stakste auf das runde Waschbecken in einer kleinen Einbuchtung meiner Wand zu. Dort drehte ich das kalte Wasser auf und klatschte es mir beidhändig ins Gesicht. Es verschaffte mir etwas Linderung von den schlechten Gefühlen und Gedanken, jedoch nicht viel.
Hinter mir hörte ich die Frau schon wieder ungeduldig mit dem Fuß wippen, also seufzte ich noch einmal ergeben und wandte mich zu ihr um, bereit, die Ankleideprozedur über mich ergehen zu lassen. Fühlte die Lustlosigkeit in mir aufsteigen. Ich würde mir einfach vorstellen, ich wäre woanders, würde einen anderen heiraten und in eine andere Familie geboren sein. Das würde alles erleichtern. Garantiert.
Schnell schloss ich die Augen und streckte die Hände etwas vom Körper weg, während die flinken Hände Abdas mir zuerst die Tücher vom Leib nahmen, sodass ich nur noch in Unterwäsche bekleidet dastand, und mir dann das Unterkleid überstreifte.
Sahir. Sahir. Sahir. Sahir. Sahir.
Wie ein inneres Mantra dachte ich seinen Namen wieder und wieder. Es sollte mich beruhigen, hatte allerdings eher die gegenteilige Wirkung. Ich spürte, wie sich erneut Tränen unter meinen Lidern sammelten und an meinen Wangen hinunterlaufen wollten. Doch ich ließ hartnäckig meine Augen geschlossen und die Tränen blieben, wo sie waren. Nur der innere Schmerz drohte mich zu zerfressen. Langsam. Qualvoll.
Gerade, als mein Körper begann, von lautlosem Schluchzern geschüttelt zu werden, schnürte Abda mir das Mieder zu. Fest, sodass ich Mühe hatte, weiter zu atmen. Wonach ich momentan eigentlich nicht wirklich strebte, aber der Instinkt zu überleben war immer noch in mir. Also füllte ich meine Lungen mit Luft, mein Brustkorb dehnte sich aus und die Schnüre an meinem Rücken wurden wieder lockerer.
„Aqila, bitte. Wenn du so weitermachst, wird das nie etwas!“
Ich war es bereits gewohnt, dass diese Frau nie mit etwas zufrieden war. Also war es mir auch jetzt ziemlich egal, was sie von mir wollte. Doch ihr schien das bewusst zu sein, sie riss an den Schnüren, als ging es um ihr Leben, und zauberte mir so eine unnatürlich schlanke, aber wunderschöne Taille.
Dann war sie mit mir fertig. Keine ruckartigen Bewegungen mehr, die mir die Luft nehmen wollten, das Unterkleid war an.
Jetzt folgte nur mehr der letzte Teil – das Hochzeitskleid selbst.
Ich hatte es selbst noch nie gesehen, aber mir war gesagt worden, dass es wunderschön sei. ‚Es wird zu dir passen‘, hatte mein Vater noch gesagt. Toll. Was brachte mir ein Hochzeitskleid auf einer Hochzeit, die ich gar nicht wollte?
Aber ich hatte ja nichts zu sagen. Gar nichts.  Obwohl dies eine Tatsache war, versuchte ich, sie mir auszureden. Ich wollte nicht in meinem Kummer versinken. Also öffnete ich schnell die Augen, um mich etwas abzulenken. Falsche Entscheidung. Abda war bereits gegangen, und im Zimmer stand eine andere Frau, die ich nicht kannte. Sie war jung, doch älter als ich, schlank und hatte blondes Haar. Obwohl sie lächelte, war sie mir auf Anhieb unsympathisch. Was wohl eher mit dem Kleid in ihren Händen, als mit ihr selbst zu tun hatte.
Doch das Kleid hasste ich vom ersten Augenblick an. Hasste seine Form, seine Farbe, seinen Anlass.
Als ich es angezogen bekam, biss ich die Zähne zusammen und beschloss, nicht zu weinen. Es gelang mir.

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