Donnerstag, 10. November 2011

Die erste Träne - zum Lieben gezwungen [5]

Und der letzte Teil, die Vollendung der KG ;)
Mir gefällt das Ende eigentlich ziemlich gut, wie geht's euch dabei? (:
Und wie fandet ihr die KG generell? Zu kitschig? :D


<3
Sophie

Übersicht

Während der Zeremonie versank ich in Selbstmitleid, versuchte, an etwas anderes zu denken als an die Worte, die der Geistliche von sich gab. Doch als Kabil neben mir ein ja, ich will äußerte, riss ich mich widerwillig aus meinen Gedanken. Jetzt war ich an der Reihe. Mühsam schluckte ich und hörte voller Abscheu, was der Priester zu mir sagte.
„So frage ich auch dich als Ehefrau hier vor Gottes Angesicht, ob du mit diesem, deinem Ehemanne nach Gottes Ordnung ehelich leben willst, ob du ihn ehren, lieben, in allen vernünftigen und Gott wohlgefälligen Dingen gehorchen, ihm allezeit Rat, Hilfe und Beistand leisten, und ihn nie verlassen willst, weder in Glück noch im Unglück, in Freud oder Leid, in Ehren oder Unehren, ihm die eheliche Treue unverbrüchlich bewahren, und dich nicht von ihm trennen willst, bis der Tod euch scheidet? Ist dieses dein fester Entschluss und Wille, so antworte mit Ja, ich will.“
Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet. Wie konnte mein Vater mir das antun? Wie sollte ich diese drei Worte sagen, wenn sie nicht zutrafen? Ich konnte das nicht. Es ging nicht. Selbst, wenn ich es wollte. Ich versuchte, den Mund aufzumachen, den Bund zu bestätigen, doch meine Kehle blieb stumm.
Von hinten hörte ich meinen Vater etwas zischen, was mich zusammenzucken ließ. Ich musste es schaffen. Sonst würde er weiß Gott was mit mir anstellen.
„So antworte mit Ja, ich will!“
Die Stimme des Pfarrers wurde eindringlicher.
Ich schloss kurz gequält meine Augen, sammelte mich und hauchte die Worte.
„Ja, ich will…“
Etwas in mir zerriss.
„Der allmächtige Gott ist Zeuge zwischen euch! Wechselt jetzt zum Zeichen dieser eurer gegenseitigen Gelöbnisse und der ehelichen Treue eure Trauringe.“
Mühsam öffnete ich meine Augen. Nahm den Ring entgegen, den mir ein kleiner Junge auf einem Silbertablett entgegenstreckte. Beinahe hätte ich ihn wieder fallen gelassen. Doch ich beherrschte mich und hielt ihn mit der einen Hand fest, die andere reichte ich Kabil, der mir seinen Ring ansteckte. Es war, als würde mein Finger Flammen fangen. Brannte, als würde er sich in meine Haut brennen, um auf ewig dort zu sein.
Dann wiederholte ich die Prozedur an seinem Finger, fühlte mich widerlich dabei.
„Kniet nieder, und lasst uns den Segen Gottes auf euch herabflehen.“
Ich beugte mich den Worten und kauerte mich gemeinsam mit Kabil vor den Priester, der uns seine Hände auf unsere Häupter legte.
„Lasst uns beten. Allmächtiger Gott, Vater der Liebe und alles Segens! Im Namen unseres Herrn Jesu Christi rufen wir dich an, du wollest jetzt in Gnaden herabschauen auf diese deine Kinder, welche vor deinem heiligen Angesichte den Bund heiliger, christlicher Ehe geknüpft haben. O Gott, segne du ihren Bund, und gieße aus über beide, Mann und Weib, die Fülle deiner Liebe und des Friedens. Erhalte sie auf deinen Wegen, schmücke ihre Herzen. Amen.“
Innerlich zerfiel ich in viele einzelne Teile. Wie ein Puzzle, das man nicht ordentlich zusammengesteckt hatte und dann aufheben wollte. Nun war es vollbracht. Mein Vater hatte sich durchgesetzt. Und ich war für mein ganzes Leben an Kabil gebunden.
Meine Augen hatten sich erneut geschlossen, und als mein Bräutigam mich hinaus führte, sammelten sich Tränen unter den Lidern. Vor meinem Gesicht war ein Schleier befestigt, und darüber war ich nun am dankbarsten. Denn ich vergoss eine Träne. Die erste in meinem neuen Leben.
Eine Träne aufkeimender Hoffnung.
Eine Träne gezwungener Liebe.
Eine Träne zerbrochener Liebe.
Eine Träne stiller Verzweiflung.
Eine Träne rasender Wut.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen