Dienstag, 27. September 2011

Sonnennaufgang am Grand Canyon

Gerade habe ich meinen Schreib-Ordner etwas geordnet und bin dabei auf einen Text gestoßen, den ich letztes Jahr im Urlaub geschrieben habe. Ich war in den USA und wenn ich diese (sehr kurze^^) KG lese, bekomme ich direkt fernweh...
Naja, da hab ich mir gedacht, vielleicht wollt ihr auch mal was von einem Sonnenaufgang am Grand Canyon lesen? :P

Sonnenaufgang am Grand Canyon.
Nun sitze ich um fünf Uhr morgens hier und habe Decken um mich geschlungen. Die Hand meiner Mutter spüre ich auf meinem Rücken. Der Felsen unter mir ist hart und doch irgendwie bequem. Zart dringt der harzige Duft eines Strauches in meine Nase. Da etwa zehn Meter hinter mir der Wald beginnt, kann ich auch den erdigen Boden riechen. Der Wind bläst sanft durch die Kiefern und dann durch mein Haar. Mir ist kalt, ich schaudere und kuschle mich fester in meine beige Decke. Die Leute neben uns sehen nicht so verschlafen aus wie ich. Ich bin eindeutig die mit dem wenigsten Schlaf hier, die Müdigkeit steht mir quasi ins Gesicht geschrieben. Und unter der Decke trage ich nicht wie üblich Jeans und T-Shirt, sondern meinen Pyjama. Eine Haarsträhne wird in mein Gesicht geblasen, ich puste sie schnell weg. Vor mir beginnt die Schlucht. Der sagenumworbene Grand Canyon, in dem der Colorado-River fließt. Hier, am North-Rim, ist es sicher nicht so überfüllt wie am South-Rim. Obwohl immer mehr Leute kommen, um das Naturschauspiel zu beobachten – einen Sonnenaufgang am Grand Canyon.
Plötzlich – ein klitzekleiner Sonnenstrahl durchbricht die Dunkelheit – zückt jeder seinen Fotoapparat, um dieses besondere Erlebnis entweder zu filmen oder zu fotografieren. Gebannt starre ich hinüber – diese Seite der Schlucht ist so gerade, dass man glauben könnte, sie wäre geebnet. Doch am Geländer am Rand des Felsens, auf dem wir stehen, ist eine Tafel befestigt, auf der die Entstehung des Canyons dokumentiert ist: nur durch die Natur, ohne menschliche Eingriffe. Mein Vater liegt am Bauch auf dem Boden, um die Kamera auf einem Stein zu stützen. Die Sonne ist weiter herausgekommen. Nun sieht man etwa ein Achtel von ihr. Die Augen nur halb geöffnet, da die Strahlen eine unerwartete Helligkeit verbreitet, sitze ich da und blicke direkt durch den Strauch vor mir in die Sonne. Von allen Seiten vernehme ich bewundernde „AH!“s oder „OH!“s; jeder scheint beeindruckt zu sein. Die Sonnenstrahlen, die immer mehr werden, werfen schließlich Schatten. Mein Blick wandert weiter hinunter, auf die Felswand. Es scheint, als hätte die Sonne sie verzaubert – sie ist nicht mehr einfach nur braun, sonder schimmert in allen möglichen Rot- und Brauntönen.
Als sich die Sonne, nach unendlichen vier Minuten, endlich von den Felsen löst, seufze ich leise. Rund um mich wird es still. So still, dass ich, wenn ich genau hinhöre, sogar das Plätschern des Colorado-Rivers, fast 2000 Meter unter mir, wahrnehmen kann. Doch ein Kreischen durchbricht die Stille, jeder Blick wandert nach oben in den Himmel: Über uns kreist ein Weißkopfseeadler, das seltene und dadurch geschützte Wappentier der USA, und vermittelt mir ein mächtiges Gefühl der Freiheit.

<3
Sophie

3 Kommentare:

  1. Oh...
    Ich wünschte mir ich hätte da sein können.
    Das klingt total schön. Und wie du das beschreiben hats. Einfach herrlich :))
    Besonders den Schluss mit dem Adler und der Freíheit fand ich mega cool ;)
    Wie lange warst du in den USA?

    Liebe Grüße
    Lisa

    AntwortenLöschen
  2. Dankeschön, freut mich, dass es dir gefällt ;)
    Ich war insgesamt dreieinhalb Wochen in den USA, allerdings war es eher eine Rundreise. Am Grand Canyon war ich nur zwei Nächte...
    Aber er ist auf jeden Fall sehr sehenswert :P

    Liebe Grüße,
    Sophie

    AntwortenLöschen
  3. ich kann Lisa nur zustimmen :) Ich fand es wirklich wunderschön *-*
    Und am Liebsten würde ich dir deinen ganzen Schreibordner klauen :DD Aber ich bin ja gut erzogen ^^

    AntwortenLöschen